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Schwierigkeiten
hinsichtlich der Qualitätssicherung von Architektur
Die größten
Probleme bei der Umsetzung von qualitätvoller Architektur lägen
in der Verteilung der Kompetenzen bei der Vergabe von Projekten durch
den Auftraggeber, vor allem dem Öffentlichen. Außerdem könnten
Budgetprobleme oder zeitliche Verzögerungen qualitätsmindernd
wirken. 'Die Zerfledderung von Kompetenzen' sei auch der Grund dafür,
dass die behördliche Unterstützung in der Umfrage der Initiative
so schlecht beurteilt wurde.
Instrumente
der Qualitätssicherung
Was das
Wettbewerbswesen als Instrument der Qualitätssicherung in der Architektur
betreffe, so sei dieses aufgrund der zu hohen Teilnehmerzahl zur Zeit
in der Krise. Gleichwohl sind Architekturwettbewerbe ein wichtiges Mittel
der Qualitätssicherung und der Auftragsvergabe an junge Architekten.
Private Bauherren sollten verstärkt bei größeren Bauvorhaben
zu Wettbewerben bzw. konkurrierenden Gutachterverfahren angehalten werden.
Als weitere funktionierende Instrumente der Qualitätssicherung
seien denkbar ein 'Staatsbaurat' oder 'Reichsbaumeister', der nach holländischem
Modell als Berater für Architekturqualität fungiere.
Der private
Bauherr
Um den
privaten Bauherrn für das Thema 'Architektur und Baukultur' zu
begeistern, müsse man eine öffentliche Diskussion über
Baukultur fördern. Denn dies sei eher eine Frage von kultureller
Vermittlung und kultureller Aufwertung, was das Beispiel die Niederlande
zeige. Dort könne man mit jeder beliebigen Person in der Straßenbahn
über ein neues Gebäude unterhalten, was bei uns nicht möglich
sei.
Veränderte
Berufsbilder für Architekten
Deutschland
gleiche sich zunehmend dem angelsächsischen Berufsbild an. Dies
bedeute die Zweiteilung des Berufsstandes: Zum einen die Architektur
als Dienstleistung, in Großunternehmen organisiert und mit Zweigstellen
und hunderten von Angestellten versehen, zum anderen die 'Künstlerarchitekten',
die den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Unterricht und Vorträge legen
. Diese Tendenz zeige eine zunehmende Verdrängung des klassischen
mittelständischen Büros, was einerseits mit der 'Kostenschraube'
und andererseits mit der Aufspaltung der Architekten in unterschiedliche
Berufsgruppen zusammenhänge. So kämen immer mehr Architekten
im Medienbereich, im Installationsbereich wie im Messebau unter. Die
Ausstellungsarchitektur werde eine zunehmende Einkommensbranche der
Architekten.
Aufgaben
des Städtebaus
Ein wichtiges
Handlungsfeld des Städtebaus sei die Zersiedelung am Stadtrand.
Hier gäbe es Strategien wie z.B. von Martin Wagner in den 20er
Jahren des 20. Jahrhunderts, bestimmte Flächen der Nichtbebauung
vorzusehen. Als Instrument der Qualitätssicherung sei diese Maßnahme
auch für Berlin angemessen. Zudem sei es sehr wichtig, die Stadt
als Ganzes im Blick zu haben. Kritik zu üben sei deshalb am weit
verbreiteten 'Inselurbanismus'. Hierbei handle es sich um Planungen
für bestimmte Inseln im Stadtgebiet, wobei der Investor oder Auftraggeber
über beträchtliche Kontrollmechanismen verfüge und der
Staat es längst aufgegeben habe, das Stadtgebiet als Ganzes betrachten.
Dies sei eine Stadtplanungspolitik, die gesamtgesellschaftliche Entwicklung
vernachlässige. Ein klassisches Negativbeispiel sei die Verfolgung
des 'Planwerks Innenstadt' für Berlin. Hierbei werde nur die Innenstadt
berücksichtigt und 90 Prozent des Stadtgebietes vernachlässigt.
Eine sinnvolle Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, sei die Stärkung
der Regionalverbände. Dazu gehöre die Einsicht, dass Städte
heute keine abgeschlossenen Siedlungsinseln mehr seien, sondern Agglomerationsräume,
die sich miteinander vernetzen. Man sollte die Planungsverbände
mit Werkzeugen ausstatten, damit sie ihre Kompetenzen auch durchsetzen
können.
'Berlin
- Stadt ohne Form'
Ein Thema
des Buches sei der 'automatische Urbanismus'. Dieser Begriff bezeichne
alle Dinge, die Einfluss auf die Stadtgestalt hätten, aber außerhalb
der Kontrolle eines Stadtplaners lägen. So sei z.B. die Zersiedlung
am Stadtrand nicht Idee eines Stadtplaners, sondern die Folge von Verfügbarkeit
von Grundstücken, von Mobilität und Eigenheimbildung. Als
Architekt könne man auf solche Entwicklungen Einfluss nehmen, indem
man seine Forderungen an einzelne Politikfelder stelle. Dazu gehöre
die Diskussion über den Preis von Mobilität oder über
die Verfügbarkeit von Grund und Boden. Auch wenn man nicht erwarten
könne, Mehrheiten in der Bevölkerung für diese Themen
zu begeistern, müsse man solche Fragen auch in Architekturdiskussionen
stellen. Solange für eine Änderung der Rahmenbedingungen keine
politischen Mehrheiten zu erzielen sind, soll der Architekt Wege finden,
den ungeplanten Entwicklungen Qualität einzuschreiben.
Bürgerbeteiligungsverfahren
Der Bürgerbeteiligung
am Baugeschehen stehe er eher skeptisch gegenüber. Denn zum einen
könnte dieses Instrument auch dazu missbraucht werden, Verantwortung
abzugeben und zum anderen handle es sich hier um eine indirekte Möglichkeit
der Einflussnahme, bei der die Entscheidungskraft letztlich nicht bei
den Bürgern liege. Gleichzeitig könne die Bürgerbeteiligung
für das eigentliche Verfahren erhebliche Probleme verursachen.
Hierbei müsse man allerdings zwischen Architektur und städtebaulichen
Arbeiten unterscheiden. Die Architektur eines Gebäudes sei ein
Statement eines bestimmten Bauherrn und dieser sollte, wenn er die gesellschaftlichen
Belange und den städtebaulichen Kontext beachte, die Freiheit haben
nach seinem Gutdünken zu bauen. Im Städtebau hingegen gehe
es um bauliche Qualitäten, die vor der 'reinen Ästhetik' zu
beachten wären. Hier sei es durchaus berechtigt, die Bevölkerung
stärker einzubinden.
Wichtig wäre es zudem, neben finanstarken Investoren auch Menschen
ohne oder nur mit geringen Kapitalmitteln Möglichkeiten zu einer
eigenständigen, aktiven Gestaltung von Stadträumen einzuräumen.
Hierfür sei die Nutzung von kostenfreien oder billigen brachliegenden
Immobilien im Berlin der 90er Jahre durch die Kunst-, Kultur- und Clubszene
exemplarisch. Die Verfügbarkeit von nahezu kostenfreien Räumen
habe einen für Stadtkultur und urbanes Leben wesentlichen Innovationsschub
generiert.
Architekturexport
Deutsche
Ingenieure exportieren fast ihre ganze Leistung ins Ausland, Architekten
stehen ihnen in dieser Hinsicht bedeutend nach. Dies könnte an
der Qualität der Architektur liegen. Nazideutschland habe zu einem
beispiellosen kulturellen Exodus geführt, von dem sich das Land
nur sehr langsam erholt habe. Deutschland leide deshalb heute unter
seiner Provinzialität und dem Drang zur 'Innenansicht'. Um den
'Architekturexport' zu fördern, müsse man Architekten auffordern,
neue Ideen zu entwickeln und diese auch nach außen darzustellen.
Unser 'ökologisches Denken' als typisch deutschen Inhalt ins Ausland
zu verkaufen sehe er kritisch, da er das, was Architekten als ökologisches
Bauen verkaufen, in der Regel nicht für ökologisch halte.
Oft sei das nur ein Label, um Architektur zu vermarkten.
Universitäre
Lehrinhalte
Die Aufspaltung
des Berufsstandes in Dienstleistungsunternehmen und 'Künstlerbüros'
sei anhand der Lehrinhalte an den Hochschulen bereits heute feststellbar.
So könne man inzwischen an der Technischen Universität Berlin
Architektur 'recht abgehoben' studieren. In Cottbus hingegen verfolge
man noch eine relativ klassische Ausbildung. Grundsätzlich sei
die Hochschule seines Erachtens in erster Linie ein Ort des freien Denkens,
wo man Ideen entwickeln und verfolgen könne. Wenn man praktisch
arbeiten wolle, sollte man besser in ein Architekturbüro gehen.
Kritisch sehe er die Fixierung der Lehre auf den Entwurf. Es müsse
an der Hochschule auch noch andere Qualifikationen geben. Die Verstärkung
der interdisziplinären Ausbildung der Architekten an den Hochschulen
solle man fördern, wenn es sich vom Projekt her anbiete, diese
jedoch nicht zum allgemein gültigen Gesetz für alle Hochschulen
deklarieren. Eine Interaktion zwischen Ausführenden und Planenden,
z.B. Zimmerleuten und Architekten, sei jedoch sehr interessant und in
der universitären Praxis gut umsetzbar. Die Vermittlung von Methoden
der Arbeitsorganisation und PR an den Hochschulen, wie wirtschaftliches
Arbeiten, Management und Marketing, halte er nicht für zwingend
notwendig, da man sie sich besser im praktischen Arbeitsleben aneignen
könne. Dies wäre eher eine Aufgabe einer berufsbgeleitenden
Ausbildung. Ohnehin würden sich die Grenzen zwsichen Ausbildung
und Berufstätigkeit immer stärker verwischen. Wichtiger wäre
es, wenn die einzelnen Hochschulen im Hauptsudium Spezialisierungsmöglichkeiten
und inhaltiche Vertiefungsbereiche (etwa auch gekopplet an Matsrestudiengänge)
anbieten würden, ob dies z.B. Projektentwicklung, Medienarchitektur,
Baune im Bestand oder Architekturtheorie sei.
Fachjournalismus
Eine
Möglichkeit, das Thema 'Architektur' über das Medium 'Zeitung'
an die breite Öffentlichkeit zu bringen, zeige die englische Zeitschrift
'Wallpaper', ein Lifestylemagazin mit hoher Auflage, das neben Musik,
Mode und Parfums auch über neueste Architektur berichte. In Deutschland
seien Zeitschriften wie 'Bauwelt' oder 'db' Architekturzeitschriften
mit einer höheren Auflage; auch die schweizer Publikumszeitschrift
'DU' beschäftige sich ab und zu in Sonderheften mit Architektur.
Ein Reich-Ranicki der Baukultur könne Martin Pawley sein.
Mögliche
Aufgaben des Bundes
Da Architektur
eine 'kulturelle Produktion' sei, müsse man sie staatlich fördern,
um sie auch als kulturelle Leistung zu stimulieren. Eine Möglichkeit
wäre Architekturförderung, wie sie in unseren Nachbarländern,
in Österreich, in der Schweiz, in den Niederlanden, in Frankreich
und in Spanien existiere. Als Moderator und Förderer von Baukultur
sollte der Bund Geldmittel, beispielsweise in Form einer unabhängigen
Stiftung, zur Verfügung stellen und experimentelles Arbeiten fördern,
damit das Thema Baukultur in die Bevölkerung getragen werde. Hierzu
könnten etwa Studienaufträge oder Ideenwettbewerbe zu grundsätzlichen
städtebaulichen und architektonischen Fragestellungen gehören,
die nicht gleich an einen existierenden Realisierungswunsch gebunden
sein.
Um Architekten im Ausland bekannt zu machen, würden sie dort auch
wirtschaftlich gefördert und ihnen die Möglichkeit gegeben,
ihre Architektur zu exportieren. Hierzu gehörten Stipendien- und
Gutachtenvergabe, Ausstellungsorganisation, Publikationen, also sowohl
die Förderung von öffentlicher Präsenz als auch von inhaltlichem
Arbeiten und von Forschung.
Er halte es nicht für angebracht, dem Staat die alleinige Befugnis
über die Definition von Architekturqualität zuzugestehen.
Sehr wichtig sei jedoch, dass der Staat den Berufsstand der Architekten
stütze und die Honorarordnung stelle.
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